Lesung FRAME von Thomas Podhostnik
Veranstalter:
parasitenpresse
Verlag für neue Literatur, Köln
Buchpremiere des Mikro-Romans "Frame" von Thomas Podhostnik, außerdem gibt es Lyrik von Adrian Kasnitz und Sünje Lewejohann zu hören.
Im Zentrum von "Frame" steht ein junger Kameramann, den die eingefangenen Bilder einer Unglücksnacht nicht mehr loslassen. Es ist eine Art innerer Bilderwald, in dem er nach Orientierung und einem Ausweg sucht. Aufnahmen werden zu Erinnerungen und umgekehrt. Blicke und Gegenblicke bestimmen die Motiv- und Gedankenwelt. Totes und Lebendes stehen sich gleichermaßen als Subjekt und Objekt gegenüber und beobachten einander.
Die Szenen führen den Kameramann immer wieder auch zu Erinnerungsbildern aus seiner Kindheit und seiner Jugend. Verhandelt werden darin auch soziale Fragen und Geschlechterverhältnisse:
Wem gehören die Bilder, wem gehört die Kamera, wem gehören die Motive? Welche Erniedrigung erfährt das Motiv durch den Blick des Kameramanns und wie sehr erniedrigt sich der Kameramann beim Blick durch den Sucher? Unter welchen Konditionen veräußert der Kameramann sein Auge?
Nicht nur die Rolle des Kameramanns erscheint zunehmend fragwürdig, auch der Mensch als bestimmendes Subjekt hinter der Kamera.
Der Mikro-Roman "Frame" schafft formale Bezüge zu Texten von Peter Weiss und steht in der Tradition existenzialistischer Prosa aus Frankreich und Russland.
Zum Hintergrund: Im Sommer 2022 jährt sich das Flugzeugunglück von Überlingen, bei dem eine russische Passagier- und eine deutsche Frachtmaschine kollidierten. Im Juli 2002 war der Autor Teil eines Kamerateams und musste in der Nacht zur Absturzstelle eines Flugzeugunglücks. Auf der Fahrt dorthin wusste er noch nicht, dass es sich dabei um den folgenschwersten Flugunfall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehandelt hat.
Adrian Kasnitz, Verleger der Parasitenpresse, stellt das neue Buch von Thomas Podhostnik vor, das diesen Herbst in der Reihe Paradosis erschienen ist. Thomas Podhostnik liest Auszüge, Adrian Kasnitz und Sünje Lewejohann Lyrik.
Im Anschluss unterhalten sich Adrian Kasnitz und Thomas Podhostnik über Katastrophen, Arbeitswelten, Ästhetik des Grauens, männliche Identitäten, Schichten und Herkunft und experimentelle Ansätze in der erzählenden Prosa.
Thomas Podhostnik. Foto: Parasitenpresse
Eintritt frei | Spenden erwünscht